Chronik der ZAG
Die ZAG (Zentrale Arbeitsgemeinschaft) wurde am 28. Juni 1986 im Museum für Naturkunde in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, gegründet.
Diese Gründung fand im Rahmen des damaligen Zentralen Fachausschusses (ZFA) Terraristik im Kulturbund der DDR als selbstständige Arbeitsgruppe “Wirbellose im Terrarium“' statt.
23 Interessierte aus allen Teilen der damaligen DDR waren dazu angereist.
Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Vorsitzenden des ZFA Terraristik, Dr. D. Schmidt. Er berief Dr. Erich Kleinsteuber zum Leiter und übergab ihm die Berufungsurkunde. Im Anschluss hielt Dr. Kleinsteuber einen Vortrag über „Wirbellose im Terrarium“. Hierbei gab er einen umfassenden Überblick über die damals in der DDR gepflegten Wirbellosen. Es ließ sich feststellen, dass die Beschäftigung mit Wirbellosen in der Terraristik bereits einen festen Platz hatte. Auf dieser Gründungsversammlung wurde beschlossen, dass alljährlich eine Frühjahrs- und eine Herbsttagung stattfinden soll.
Oft wurden die Tagungsorte so gewählt, dass auch wissenschaftliche Einrichtungen oder Insektenzuchten besucht und besichtigt werden konnten. Den Anfang machte hierbei das von Dr. Kleinsteuber geschaffene Insektarium im Museum für Naturkunde in Chemnitz. Später wurden beispielsweise der Tierpark Berlin, die Zooschule in Magdeburg, das Naturwissenschaftliche Museum in Leipzig, der Schmetterlingspark Berlin-Britz oder die Insektenausstellung des damaligen Deutschen Entomologischen Instituts in Eberswalde besichtigt.
Neben den Vorträgen gehörte auch von Beginn an eine Tauschbörse zum Programm.
Die Mitgliederzahl begann schnell zu wachsen. Mit der neu gegründeten ZAG begann auch ein Boom in der Wirbellosenterraristik. Die Tagungen und Börsen des Vereins waren sehr gut besucht, weit über 100 Mitglieder und Gäste waren keine Seltenheit.
Sehr schnell sprach sich unsere Aktivität auch über die Zonengrenze hinweg herum. Es gab zahlreiche Kontakte mit Hobbyfreunden aus der BRD und aus Westeuropa. So konnten Tiere über Tauschmarken des Kulturbundes auch ihren Weg in die heimischen Terrarien finden. Es wurde viel gezüchtet und experimentiert, denn der Nachschub war rar und teuer.
Sehr bald tauchten auch die ersten Westberliner Hobbykollegen auf unseren Tagungen auf.
Die Vereinigung der DDR mit der Bundesrepublik Deutschland 1989/90 führte zu einem drastischen Schwund an Mitgliedern. Dieser konnte allerdings zumindest teilweise dadurch ausgeglichen werden, dass jetzt auch Interessierte aus der BRD und dem Ausland Mitglied werden konnten.
So hatte die ZAG im Jahre 1996 bereits über 150 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, Belgien, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und England. Wir verdanken das Weiterbestehen unserer ZAG auch im großen Maße unseren westdeutschen Mitgliedern. Denn diese setzten sich mit viel Elan und Durchsetzungsvermögen für ein Weiterbestehen der ZAG ein. So konnten die Wirren des Umbruchs überstanden werden, denn viele ZAG’s der alten DDR gaben in diesem Zeitraum auf und bestehen heute nicht mehr. Es gab Überlegungen sich einem der großen Verbände anzuschließen, aber schließlich waren es vor allem die westdeutschen Mitglieder, die davon abrieten. Sie hatten einfach mehr Weitblick, ansonsten wäre der Verein auch längst verschwunden.
Die ZAG war zum damaligen Zeitpunkt der weltweit einzige, sich ausschließlich mit Wirbellosenterraristik beschäftigende, Verein. Besonders beliebt waren die Tierbestandslisten. Jedes Mitglied wusste so, wer hat welche Art in Zucht, besitzt Jungtiere oder Einzeltiere und wenn ja in welchem Geschlecht.
In den Anfangsjahren wurde ein Rundbrief in kopierter Form als Mitteilung an die Mitglieder verschickt. Auch hier gab es schon kleine, die Wirbellosenhaltung betreffende Artikel und natürlich die begehrten Tierbestandslisten, sowie die Adressen aller Mitglieder, man kommunizierte in grauer Vorzeit ja noch per Brief.
Im Jahre 1992 bat Dr. Erich Kleinsteuber um Entbindung aus seinem Amt als 1. Vorsitzender des Vereins. Vorerst übernahm Jan-Peter Rudloff kommissarisch den Vorsitz der ZAG. Mit der darauffolgenden Wahl wurde das Amt legitimiert. Gemeinsam wurde 1992, bei einem Treffen von Ulrich Ziegler, Reinhard Ehrmann und Jan-Peter Rudloff in Roßlau, die Idee einer eigenen Zeitschrift geboren.
Ulrich Ziegler hatte hierbei einen großen Anteil, Layout, Name und Logo waren seine Kreationen. So konnte im März 1993 auch die erste Ausgabe der Vereinszeitschrift Arthropoda, unter der redaktionellen Leitung von Ulrich Ziegler, herausgegeben werden. Dies war ebenfalls die weltweit erste Zeitschrift über Wirbellosenterraristik. Sehr schnell hatten wir Leser in ganz Westeuropa.
Am 1. Juni 1994 verstarb Ulrich Ziegler nach schwerer Krankheit. Das war ein schwerer Schlag für den Verein und wir vermissen ihn noch heute.
Die redaktionelle Arbeit wurde von Jan-Peter Rudloff weitergeführt. Dieser hatte den Vorsitz bis 1998 inne. Vor 1998 hatten wir viele erfolgreiche Tagungen, aber konnten die Besucherzahlen von vor der Wende nicht mehr ganz erreichen. Die Besucherzahlen schwankten zwischen 130 bis 60 Leuten.
Jan-Peter Rudloff bat aber am 8. August des Jahres 1998, aus beruflichen Gründen, um Entbindung von allen Funktionen.
Oliver Zompro übernahm kommissarisch die Leitung des Vereins, Ingo Fritzsche die redaktionelle Arbeit.
1998 erschienen nur 2 Ausgaben der Zeitschrift, da finanzielle Engpässe durch säumige Beitragszahlungen den Verein an der weiteren Herausgabe der Arthropoda hinderten.
Am 1.August 1998 verstarb plötzlich und unerwartet, kurz vor seinem 68. Geburtstag, unser Gründungsvater Dr. Erich Kleinsteuber.
Am 10. April 1999 wurde die ZAG als eingetragener Verein (e. V.) anerkannt. Im selben Jahr wurde Ingo Fritzsche zum 1. Vorsitzenden gewählt, Oliver Zompro stand für die Wahl nicht mehr zur Verfügung.
Das Jahr 1999 war recht lebhaft, da die Finanzen nach der Umstellung in den e.V. recht kritisch waren, zeitweilig ist die Vereinszeitschrift auch aus privaten Mitteln finanziert worden. Es gab hochgesteckte Ziele, die Zeitschrift sollte zu einem, nicht nur dem Verein dienenden, im Zeitungskiosk erhältlichen Magazin, heranwachsen. Hierbei gab es durchaus Kontroversen zwischen der Gründergeneration, die diese Entwicklung kritisch beäugte und der Nachfolgegeneration. Da Teile des Vorstandes und der Mitgliederversammlung die finanzielle Belastung eines solchen Zeitschriftenprojektes nicht tragen wollten, wurde im Jahr 2008 die Zeitschrift, mit allen Rechten, an den Sungaya- Verlag, der ein großes (A4) und seitenstarkes
Magazin versprochen hatte, übergeben. Dieser Verlag wurde eigens für dieses Projekt, durch den damaligen 2. Vorsitzenden Oliver Zompro gegründet. Die "neue" Arthropoda wurde auch 6 Ausgaben lang gedruckt. In diese Zeit wanderte der Schwerpunkt der Zeitschrift immer mehr in die Mehrwasseraquaristik und zu den dort gehaltenen Wirbellosen.
Durch persönliche Auseinandersetzungen im Vorstand, kam es zum Vereinsaustritt Oliver Zompros und zur Trennung vom „Sungaya-Verlag“ im Mai des Jahres 2010.
Gleichzeitig hatte der Verein seine Vereinszeitschrift und die Rechte an deren Namen verloren. Es gab keine vertraglichen Grundlagen zum Vorteil der ZAG.
Durch Initiative des 1. Vorsitzenden Ingo Fritzsche wurde ein neues Magazin Namens ZAG-Phönix begründet. Da dieser den Umfang eines kommerziellen Heftes beibehalten wollte, konnten nur 2 Ausgaben pro Jahr verlegt werden.
Durch Jan-Peter Rudloff kam es im Dezember 2010 zur ersten Ausgabe einer rein wissenschaftlichen Zeitschrift, welche in Anlehnung unseres ursprünglichen Heftes „Arthropoda scientia“ genannt wurde. Sie wurde wieder im althergebrachten Layout und mit dem von Ulrich Ziegler entworfenem Logo gedruckt. Diese Zeitschrift soll nun einmal jährlich bzw. nach Bedarf erscheinen.
Die Tagungen fanden mittlerweile ausschließlich im Gebäude der Nationalparkverwaltung Wernigerode (Harz) statt. Da sich durch das Wirken Ingo Fritzsches im Einzugsbereich eine recht starke Gemeinde entwickelt hatte, kristallisierte sich heraus, dass die Tagungen in Wernigerode stärker besucht werden, als an den übrigen Orten.
2011 konnten das 25 jährige Bestehen der ZAG gefeiert werden.
Im Juni 2012 wurde neben den 2 Tagungen, im Frühjahr und Herbst, eine dritte Veranstaltung in das Vereinsleben integriert. In einem Workshop in Wulften am Harz wurden Sammeltechniken vorgestellt und gleichzeitig in der Umgegend eine Arterfassung ausgewählter Wirbellosen-Gruppen durchgeführt. Es wurde beschlossen diese Veranstaltung einmal jährlich im Juni weiterzuführen.
Ende des Jahres kam es beinahe wieder zu einem Aus unserer Zeitschrift als vereinseigenes Organ. Es gab Bemühungen diese an den NTV-Verlag zu übertragen. Dieser Vorgang konnte gestoppt werden und mündete auf der Frühjahrstagung, welche am Gründungsort der ZAG, in Chemnitz stattfand, in einer Neuwahl des Vorstandes, einer Neufassung unserer Satzung und in einer Neuorientierung bezüglich der Ziele und Aufgaben unseres Vereins.
Die Zielsetzung unserer Vereinsarbeit, wie es die symbolische Wahl des Tagungsortes signalisierte, sollte zurück zu den Wurzeln und zu den Zielen der Gründergeneration gehen, ohne das natürlich die vielen neuen Dinge des 21. Jahrhunderts, wie Facebook und Internetpräsenz usw. aus den Augen verloren gehen sollten.
Seit der Frühjahrstagung 2013 führt nun wieder Jan-Peter Rudloff als 1. Vorsitzender den Verein. Es wird eine neue populärwissenschaftliche Zeitschrift, die dem Thema Wirbellosenhaltung und Freilandbeobachtung verschrieben ist, herausgegeben.
Der Name des Heftes ist „Arthropoda popularis“ und sie ist wie die wissenschaftliche Schwester „Arthropoda scientia“ im alten Layout, in A5 und mit dem ursprünglichen Logo versehen. Eine Verkleinerung des Heftes wurde notwendig, da finanziell und personell ein so hoch angesetztes Projekt, für ein ehrenamtlich arbeitendes Team, auf Dauer nicht durchführbar war.
Dieses Feld sollte von nun an den kommerziell arbeitenden Verlagen überlassen werden. Inhaltlich wendet sich das Publikationsorgan der ZAG an interessierte Terrarianer und die an Wirbellosen interessierten Weltenbummler.
Zukünftig sollen pro Jahr wieder 4 Hefte erscheinen, so dass der Kontakt zu den Mitgliedern auch enger als bei nur zwei Ausgaben gestaltet werden kann. 2013 gab es jedoch nur 3
Ausgaben, da erst Mitte des Jahres, nach der Neustrukturierung, mit der Herausgabe des neuen Heftes begonnen werden konnte.
Im Jahre 2013 wurde auch unsere Veranstaltung „Sammelworkshop“ als „Tag der Artenvielfalt“, in Wulften am Harz, erneut durchgeführt und führte zu interessanten Ergebnissen, wie etwa dem Wiederfund einer für Niedersachsen als ausgestorben geltenden Spinnenart. Die Herbsttagung erfolgte im „Tier und Ökogarten“ Peine. Damit lebte auch unsere Tradition Tagungen an wechselnden Orten durchzuführen wieder auf. Neben unseren normalen Veranstaltungen gibt es mittlerweile auch einen ständig wachsenden Kreis von Mitgliedern, die sich z.B. zum Fossilien suchen treffen, natürlich mit einem anschließendem zünftigem Essen.
2013 kam es, wie bei jedem Umbruch zu erwarten zu einigen Austritten. Bei genauer Betrachtung über die wirklichen Gründe gab es Mitglieder, welche ursprünglich vornehmlich wegen der Meerwasseraquaristik Mitglied wurden und sich nun nicht mehr im Verein vertreten fühlten. Einigen fehlte das große bunte Magazin. Etliche mussten aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen ihr Hobby aufgeben.
Man sieht die ZAG ist in die Jahre gekommen. Es gibt aber auch Neuzugänge und somit auch die Aussicht auf ein weiteres Agieren des Vereins. Vielleicht kann es gelingen, trotz Facebook- Anonymität, wieder etwas Gemeinschaftssinn zu verbreiten und die Hemmungen zu brechen einmal eine Tagung zu besuchen, zumal wenn sie in unmittelbarer Nähe stattfinden wird.
2014 wurden etliche Altlasten mit Hilfe unserer Revisionskommission (Martin Höhle und Conny Bente) aufgearbeitet.
Es wurden Tagungen im Ökogarten Peine, im Leipziger Zoo und im Zoo Erfurt durchgeführt, unser Tag der Artenvielfalt hat bereits dreimal stattgefunden und auch 2014 gab es als Höhepunkt den Fund einer für Niedersachsen neuen Spinne, so haben wir auch faunistisch zur besseren Kenntnis unserer heimischen Fauna einen Beitrag geleistet.
Unsere Chronik soll ständig weitergeführt werden und wir freuen uns auch über Anregungen für die Zukunft und über Begebenheiten aus der Vergangenheit, welche wir eventuell noch einfügen können.
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